Das Wichtigste über Endometriose - Gastbeitrag von Endo-Help Schweiz

Das Wichtigste über Endometriose - Gastbeitrag von Endo-Help Schweiz
Tina Frey 26.06.2024

Wir werden regelmässig von Kundinnen und Interessentinnen zum Thema Endometriose angeschrieben. Hast du dich mal gefragt, ob du vielleicht auch betroffen bist?

Wir haben die schweizerische Endometriose-Vereinigung, Endo-Help, angefragt, ob Sie einen Gastbeitrag bei Rouge schreiben, um die wichtigsten Fragen zu beantworten.

Die schweizerische Endometriose-Vereinigung, Endo-Help, ist eine Organisation, die sich der Unterstützung und Aufklärung von Betroffenen widmet. Sie bietet Beratung, Informationsmaterial und Veranstaltungen an, um das Bewusstsein für Endometriose zu schärfen und Betroffenen zu helfen. Vielen Dank liebes Team von Endo-Help für euren Beitrag und die wichtige Arbeit, die ihr leistet! 💞

Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine gutartige Erkrankung, von der vor allem Frauen* im fortpflanzungsfähigen Alter betroffen sind.

Der Name Endometriose leitet sich vom lateinischen Wort für Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ab, welche die Innenseite der Gebärmutter auskleidet. Bei Frauen mit Endometriose tritt gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe, Endometrioseherde genannt, auch an anderen Stellen des Körpers auf, zum Beispiel in der Gebärmutterwand (das nennt sich Adenomyose), im Bereich der Eierstöcke und der Eileiter, in der Scheide, am Darm, im Gewebe zwischen Enddarm und Scheide, an der Blase, am Harnleiter, am Bauchfell, im kleinen Becken, im Douglasraum, an den Bändern der Gebärmutter…

Seltener auch an oder in anderen Organen, wie zum Beispiel der Lunge und dem Zwerchfell. Auch Nerven (z.B. Ischiasnerv) können betroffen sein.

Die Endometrioseherde sind hormonabhängig und bluten während der Menstruation wie die Gebärmutterschleimhaut, was Zysten und Verwachsungen verursachen kann. Genau so unterschiedlich wie die Stellen, an der die Endometriose auftreten kann, sind die Symptome, unter denen die betroffenen Frauen leiden. 

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Stellen, an denen Endometriose auftreten kann.

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Stellen, an denen Endometriose auftreten kann.

Was sind typische Symptome?

Die Endometriose hat viele Gesichter, daher ist sie schwer zu erkennen. Es vergehen leider auch heute noch (zu) viele Jahre, bis sie entdeckt wird.

Auch das Beschwerdebild bei der Endometriose ist sehr komplex und unterscheidet sich bei jeder betroffenen Person.

Häufig kommen folgende Beschwerden vor:

  • Starke Menstruationsbeschwerden
  • Rückenschmerzen z.B. im oberen Rücken und den Schultern (Zwerchfell) oder im unteren Rücken, oft bis ins Bein ausstrahlend
  • Diffuse Unterbauchschmerzen (teils Tage vor Beginn der Periode)
  • Schmerzen beim oder auch nach dem Geschlechtsverkehr
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Schmerzen beim Stuhlgang und/oder beim Wasserlösen
  • Blut im Harn und/oder im Stuhl
  • Vegetative Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Migräne, Blutdruck und Herzfrequenzschwankungen u.ä.
  • Die Monatsblutung kann sehr stark und/oder auch verlängert sein
  • Chronische Schmerzen während und/oder auch ausserhalb des Zyklus


Diese Aufzählung ist nicht vollständig und die Symptome sehr unterschiedlich. Ob die Schmerzen stark oder weniger stark sind, hängt nicht vom Ausmass der Endometriose ab, sondern von der Ansiedelung und deren Lokalisation. Oft sind kleine Herde sehr schmerzhaft, während grosse Herde oder Zysten unbemerkt bleiben.

 

Was soll ich bei Verdacht auf Endometriose tun?

Sollten die oben genannten Symptome und Beschwerden auf dich zutreffen, so ist zu empfehlen, direkt einen Spezialisten:in mit dem Fachgebiet Endometriose aufzusuchen. Somit könnte ein noch längerer Leidensweg oder ein Ärztemarathon vermieden werden. Mit Hilfe gynäkologischer Untersuchungen und verschiedener Verfahren wie Ultraschall oder MRI lässt sich eine Endometriose vermuten. Eine verlässliche Diagnose ist aber nur durch eine Gewebeprobe möglich. Diese Probe wird idealerweise während einer Bauchspiegelung entnommen und anschliessend untersucht (histologischer Befund). In der Regel werden Herde und Zysten bei der Operation gleich entfernt. Die Operation sollte von einer Endometriosespezialistin oder einem Endometriosespezialisten durchgeführt werden.

Hier ein paar Hilfestellungen für die Vorbereitung zu einem Erstgespräch in einem Endometriosezentrum:

Was gibt es vor dem Termin zu beachten?
- Genügend Zeit einplanen
- Sofern gewünscht eine Begleitperson mitnehmen
- Vorbereitet an den Termin gehen (Checkliste auf unserer Website)
- Sämtliche Vorbefunde mitnehmen (Blutwerte, Arztberichte, OP- Berichte)

Vorgespräch:
Erfassung der Symptome, aktuelle Situation, Medikation, Therapien, Fragen zum Beschwerdebild.

Untersuchung:
Meist findet eine Tastuntersuchung, eine Sichtuntersuchung mit einem Scheidenspiegel (Spekulum) und ggf. einem vaginalen Ultraschall (ggf. auch anal). Sollte die Untersuchung schmerzhaft sein, melde dies dem Arzt/ der Ärztin, es kann ebenfalls ein wichtiges Indiz sein.

Besprechung:
Der Arzt/die Ärztin bespricht mit dir die Befunde des Untersuchs und macht Vorschläge zum weiteren Vorgehen. Unklarheiten, Fragen zur vorgeschlagenen Therapie sind zu diesem Zeitpunkt zu klären. Solltest du noch Zeit brauchen, um dir Gedanken zu machen, äussere auch dieses Anliegen. Hier findest du einen Leitfaden für das Arztgespräch.
 

Was kann mir sonst noch helfen? Gibt es praktische Tipps?

Das Krankheitsbild ist sehr individuell. Einigen hilft eine entzündungsarme Ernährung, alternative Therapien wie TCM, Massagen, Beckenbodenphysiotherapie, Pilates, Yoga. Anderen hilft eine andere Sportart oder generell Bewegung, Wärme/Kälte, Schmerztherapie, psychologische Unterstützung. Ein Austausch in einer Selbsthilfegruppe unter Betroffenen, kann sehr wertvoll und stützend sein. 

Die Aufzählung ist nicht abschliessend, es gibt viele weitere Möglichkeiten, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen können. Ein wichtiger Fokus liegt bei einer guten Life-Balance.
Dies beinhaltet unter anderem genügend Schlaf, ausgewogene (angepasste) Ernährung und Stressreduktion. Das Krankheitsbild muss auch unter den Aspekten der psychischen Belastung betrachtet werden. Der lange Leidensweg, die vielen Arztbesuche ohne Befund stellen eine grosse Belastung dar.

Hier ist es wichtig, auf sich selbst zu hören und die Möglichkeiten aller Therapieansätze zu versuchen, die einen ansprechen
 

Wo finde ich Hilfe?

Du findest Hilfe in Endometriosezentren und -kliniken/-praxen oder bei einer Endometriose-Fachperson. In Endometriosezentren stehen den betroffenen Frauen zahlreiche Fachspezialisten:innen zur Verfügung. Hier findest du Endometriosezentren in deiner Region.
 

Neben dem offenen Austausch von Erfahrungen und der gemeinschaftlichen Hilfe bleiben wir auf dem Laufenden, was Ursachenforschung und Therapiemöglichkeiten anbelangt und geben uns das neueste Wissen gegenseitig weiter. Finde hier eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe.

Kontaktdaten der Schweizerischen Endometriose-Vereinigung:
info@endo-help.ch
www.endo-help.ch
Tel. 077 508 93 83

 

*Auch Menschen, die sich nicht als Frauen identifizieren, können betroffen sein. In sehr seltenen Fällen auch Männer.

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