Was heisst zyklisch leben überhaupt? Mit dieser Frage setze ich mich täglich auseinander. Zum Glück ist es auch meine Lieblingsfrage. Ich finde sie so spannend, dass ich ein ganzes Buch darüber geschrieben habe. ‚Back tot he Roots – zyklisch leben mit immenser Freude‘ ist eine Gebrauchsanweisung für deinen zyklischen Alltag. 

In unserem Leben durchleben wir ca. 450 Menstruationszyklen. Zusammengerechnet bluten wir also ungefähr sechs Jahre unseres Lebens. Das sind fast 2200 Tage. Während du diese Zeilen liest, menstruieren mehr als 300 Millionen Frauen auf der Welt. Menschen sind von Natur aus zyklische Wesen und wir Frauen haben den Extra-Bonus der Menstruation geschenkt bekommen.

Der Zyklus besteht aus 4 Phasen, die Menstruation ist nur eine davon. Wir fühlen uns, dank den Hormonen, nicht immer gleich. Das ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil. Wenn wir das Potential jeder Phase erkennen, aber auch wissen, wo unsere Stolpersteine sind, können wir damit umgehen lernen, nicht immer gleich funktionieren zu müssen. 

Der Zyklus-Winter

Während der Menstruation befinden wir uns im inneren Winter. Uns tut Ruhe und Stille gut, wir machen Pause, fahren das Programm runter. Wir reflektieren und schauen, ob es uns wohl ist im (Arbeits-)Leben. Wir werden langsamer, die Aussenwelt nimmt an Wichtigkeit ab. Wir sind ganz bei uns.

Der Zyklus-Frühling

Nach der Menstruation folgt der innere Frühling. Die Säfte steigen wieder, wir blühen auf und die Energie kehrt zurück. Die Welt um uns herum wird wieder spannend. In dieser Zyklusphase sind wir oft mutig und neugierig. Eine gute Zeit, um für sich selber und für tolle Projekte und Ideen einzustehen und sie anzupacken. 

Der Zyklus-Sommer

Wir zeigen uns gerne nach Aussen, wir sind bereit für die Welt. Wir haben Freude an der Gemeinschaft, am Netzwerken und sind oft voller Energie. Die Liebe reicht für alle, und wir sind sehr fürsorglich. Unsere Geduld ist gross, die Ausdauer auch und wir fühlen uns oft wie Superwoman, die bereit ist für so ziemlich alles, was in ihre Richtung geworfen wird.

Der Zyklus-Herbst

Diese Zyklus-Zeit ist die Zeit des Loslassens. Hier haben Bullshit und Illusionen keinen Platz. In dieser Zeit ist es meistens nicht mehr möglich, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Wir können dagegen ankämpfen (PMS lässt grüssen) oder uns den Tatsachen stellen. Nie sind wir klarer in unserem Wissen, als im Zyklus-Herbst. Hier liegt ein Riesenpotential, unser Leben selbstbestimmt und frei zu gestalten.

Das Zyklus-Wissen ist bei den meisten von uns in einem «schlafenden» Zustand. Es ist Zeit, es aufzuwecken und zu aktivieren. Das braucht Übung. Das Gute: Wir sind ja täglich mit uns selber unterwegs und mehr als uns selber brauchen wir nicht, um den Zyklus zu beobachten und diesen «Muskel» zu trainieren!

«Ich verstehe jetzt, warum ich an einem Tag Bäume ausreissen und die ganze Welt umarmen könnte und manchmal schon am nächsten Tag schlecht gelaunt bin und einfach für mich alleine sein möchte.» Sara

Zyklisch leben ist Detektivarbeit: Du kannst monatlich einen anderen Aspekt unter die Lupe nehmen und ihn über mehrere Zyklen beobachten: Wie gefällt mir mein Job? Meine Beziehung? Mein Liebesleben? Die Gestaltung des Familienalltags? Mein Freundeskreis? Mein Hobby? Bin ich mir selber treu? Lebe ich so, wie ich es mir wünsche? Jeden Monat liefern dir die vier inneren Jahreszeiten neue Informationen zu diesen Fragen und so kannst du dein Leben nach und nach so gestalten, wie es auf dich zugeschnitten stimmt.

«Keine Zeit» für die Mens zu haben, ist langfristig keine gute Idee. Wirklich nicht. Die Menstruation zu ignorieren, funktioniert einfach nicht. Wir klemmen da einen essenziellen Teil unserer Weiblichkeit ab. Und davon hat niemand etwas, weder du selber noch Partner/in oder Kinder. Werde dir klar darüber, welche Bedeutung du der Menstruation geben willst, welchen Raum du ihr einräumen möchtest.

«Das Buch ist ein Muss für jede Frau und es hat meinen Alltag und den meiner Family sofort verändert und vereinfacht!» Cynthia

Es ist Zeit, dass wir wieder über unseren Zyklus, über die Menstruation, über unsere Gefühle und Träume, sprechen. Es ist wichtig. Die Zeiten, in denen wir sagten: «Ich blute einfach 1 x pro Monat, wie lästig, aber ich kann ja Schmerzmedis nehmen …», sind vorbei. Das Tabu, die Scham um die Mens, ist veraltet. Wir brauchen das nicht mehr. Es ist Zeit, dass wir mehr wissen über uns selber, das wir für uns selber einstehen, und dass wir die Verantwortung, die dazugehört, wieder zu uns zurückholen.

Josianne von Quittenduft ist Zyklusmentorin und Autorin. In ihrem Buch 'Back to the Roots' und an ihren Workshops erzählt sie mit viel Leidenschaft, warum der Menstruationszyklus so ziemlich das Beste ist, was uns passieren konnte'. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern im Kanton Bern.